Dass die Modewelt zahlreiche Schattenseiten hat, muss nicht extra betont werden. Umweltverschmutzung, Ausbeutung, Völlerei und Oberflächlichkeit, nur um ein paar zu nennen. Diesbezüglich existieren bereits etliche Artikel auf unserer Plattform, wie du anhand dieses kleinen Auszugs an dieser Stelle sehen kannst, die es allemal wert sind, gelesen zu werden.
Der folgende Artikel wird weniger schwer und vorwurfsvoll, wie eventuell einige meiner Texte auf unserer fabelhaften Plattform, die sich mit Nachhaltigkeit, Tierleid und Co beschäftigen, und wir beleuchten lieber einen der modischen Skandale der letzten Zeit. Warum, fragst du dich? Nun ja, weil das Leben nicht immer bloß ernst sein kann und weil Skandale verständlicherweise interessant sind, ebenso für mich, und sie so hart es auch sein mag, mitunter der Unterhaltung dienen.
Zugegeben, der Skandal rund um das Modehaus Balenciaga ist weniger amusing als eine koksende Kate Moss oder die Kollektion von Rick Owens im Herbst 2015, die das "Equipment" der männlichen Models preisgibt. Da Balenciaga allerdings nach wie vor in aller Munde ist und sich die Vorkommnisse der letzten Jahre offensichtlich nicht drastisch auf den Profit des Modehauses auswirken, ist es an der Zeit, dieses Label näher zu beleuchten.
Mittlerweile ist es nicht nur das vereinzelte Handeln des Modehauses Balenciaga und man hat sich mit großem Eifer über die letzten Jahre einen Ruf erarbeitet, der allgemein hin und generell als skandalös beziehungsweise problematisch gilt. Das ist allem voran zurückzuführen auf den derzeitigen Kreativdirektor Demna Gvasalia, der sich keine Blöße gibt und provoziert, was das Zeug hält. Unabhängig davon, ob du die Marke dufte findest, ist sie längst zu einem Benetton der 90er Jahre avanciert, die Grenzen überschreitet und die Gemüter zu scheiden versteht.
Die auf dem Scheiterhaufen brennende Myrtle Snow in "American Horror Story: Coven", die lauthals "Balenciaga" ruft, verkörpert lediglich einen Teil der Geschichte des Labels, der sich über Haute Couture und Mode vom Feinsten definiert. Heute ist die Marke mehr, wie Müll- und Dystopiekollektionen in Anlehnung an den Ukraine-Russland-Krieg oder BDSM-Elemente auf Werbebildern mit Kindern beweisen, welche der Grund sind für diesen Artikel. Was steckt hinter den jüngsten, skandalösen Ereignissen im Hause Balenciaga?
Die Versessenheit mancher Fans, die Genie und Virtuosität im Werk des Unternehmens erkennen, ist trotz der Skandale bemerkenswert und ungehemmt, zumindest auf der Straße, wo du Balenciaga an jeder Ecke siehst. Denn neben all den Medienspektakeln und dem Aufruhr, den die Marke nicht selten verursacht, darf nicht vergessen werden, dass Balenciaga erstens ein knallhartes Luxus-Label ist und es zweitens ja nicht erst seit den letzten Skandalen besteht. Die Geschichte des Modehauses ist lang und selbst streichen einige Balenciaga nun von ihrer Liste, gilt das längst nicht für alle.
Couture spielt nach wie vor eine maßgebliche Rolle, ob Abendkleid oder Jogginganzug, weshalb es für manche nicht nachvollziehbar ist, haben sie es abgesehen auf verhältnismäßig teure, simple, weiße Shirts mit Logo, um auf der Straße ihren Swag zu zeigen. Swag ist dennoch das Stichwort und dafür steht Balenciaga heute. Die Marke ist insbesondere bei jungen Heranwachsenden ein Statussymbol und zielt genau auf diese Klientel ab. MusikerInnen besingen das Modehaus, die sozialen Plattformen sind voll damit und nicht zuletzt in der Hip-Hop- und Streetwear-Kultur ist Balenciaga ganz oben, Skandale hin oder her.
Das Label profiliert sich durch Chunky-Chic, hat Ugly-Styles verfeinert und alle waren "gagged" und restlos geschockt, als die edle, hochtrabende, couturige Mode auf den Runways plötzlich ersetzt wurde durch Chunky-Crocs und Jacken, die nach gelayerten Müllsack aussehen. Vorerst nicht nachvollziehbar und nun trotzdem fix verankert und etabliert in der Streetwear-Kultur. Balenciaga steht weiterhin für gnadenlos gutes Handwerk, doch hat es sich zusätzlich ein neues Image verschafft in Form von Mode, die stellenweise an Hersteller wie Supreme oder Off-White™ erinnert. Marken, die nebenbei bemerkt um einiges erschwinglicher sind, haben es dir Chunky-Streetwear-Styles angetan.
Das Modehaus Balenciaga wird als solches im Jahr 1895 im spanischen Guetaria gegründet, womit es sich eindeutig um ein europäisches Label handelt. Christobal Balenciaga, der Gründer der Marke, eröffnet im Jahr 1915 ein Atelier in Spanien, also inmitten des ersten Weltkriegs, was bestimmt nicht die beste Zeit für ein derartiges Unterfangen ist. Dennoch an der Zeit, da zwischen der Gründung und der Eröffnung immerhin 20 Jahre liegen, und man schließlich ja nicht jünger wird, oder? Mit viel harter Arbeit, Fleiß und der Unterstützung einer ominösen, reichen, spanischen Gräfin ist es nach Beginn des zweiten Weltkriegs obendrein möglich, zu expandieren und einen Haute Couture-Store in Paris zu etablieren.
Das geht eine Weile gut, und zwar bis der Designer den Pariser Laden kurzum schließt, zurückkehrt nach Spanien und eine ruhige Kugel schiebt. "Bye bye" zur Mode und vorläufig werden ausschließlich Produkte wie Tücher, Taschen und Parfum vertrieben, und das bis ins Jahr 1972, wo der sagenumwobene Balenciaga als Legende verstirbt.
Nach dem Tod von Balenciaga ist der "Modeofen" vorübergehend aus und erst im Jahr 1997 kommt es zur Wiederbelebung. Der Franzose Nicolas Ghesquière übernimmt, kurz gefolgt von einer fulminanten Kollektion im Jahr 2000, die den erneuten Durchbruch für das Modehaus bedeutet. Das Label ist auf einmal hot und was macht Gucci?Das Modehaus lässt sich die Chance nicht durch die Lappen gehen und kauft Balenciaga samt Ghesquière auf, woraufhin er weiterhin als Kreativdirektor tätig ist. Und das bis ins Jahr 2012, wo der nicht minder fähige Alexander Wang für eine kurze Dauer übernimmt.
So viel zu den Facts und von da an geht es unmittelbar weiter bis in die Gegenwart, wobei wir später im Text noch spezifischer auf die "Skandalnudel" und den derzeitigen Designer Demna Gvasalia eingehen werden und ausgiebig sein Schaffen beleuchten. Nach Wang bis zum Jahr 2015 ist Gvasalia seit jeher Kreativdirektor.
🔶 DAMALS
Christobal Balenciaga gilt als Meister seines Handwerks und als Ausnahmetalent selbst unter den höchsten und versiertesten Couturiers der Welt. Exakt aus diesem Grund schreit Myrtel Snow in "American Horror Story: Coven" seinen Namen bei ihrem Ableben und nicht weil sie versessen ist auf Chunky-Sneakers. Balenciaga gilt bereits seinerzeit als modisches Genie. Ein Illusionist, der wie kein anderer mit Formen und Silhouetten zu spielen vermag und der Dreidimensionalität in der Mode eine neue Bedeutung verleiht.
Einflüsse sind die spanische Kunst, die traditionelle Kleidung und die charakteristische Baukunst des Landes. Elegant, mondän, zeitlos, puristisch und derartig aufregend und unkonventionell, dass einem der Atem stockt. Etwas übertrieben und trotzdem bin ich sicher, dass sogar Menschen ohne großes, modisches Verständnis Magie in den Kreationen aus längst vergangenen Zeiten erkennen.
Wer Mode von Herzen liebt wie ich, bekommt eine Gänsehaut beim Betrachten der Haute Couture von damals. Das Spiel mit Formen ist göttlich, zu schön, um es mit Worten zu beschreiben. Maßgeschneiderte Avantgarde-Meisterwerke, die ihresgleichen suchen und die in dieser Art und Weise von keinem Designer kopiert werden könnten. Die Haute Couture-Kollektionen sind schlichtweg umwerfend und derartig herausragend, dass es über kurz oder lang zu einem Imagewandel beim Unternehmen kommen muss, als die Marke wiederbelebt wird.
Denn schließlich und endlich gibt es bloß einen Christobal Balenciaga mit unvergleichbarer Handschrift und einer Vision von Mode, die so heute definitiv nicht mehr stattfinden kann. Aus diesem Grund ist es smart, dem Label einen neuen Anstrich zu verpassen, und es in dieses Jahrhundert zu katapultieren.
🔶 HEUTE
Nicolas Ghesquière hat erkannt, dass ich heutzutage mit einem unbezahlbaren, maßgeschneiderten Babydoll-Abendkleid kein vergessenes Label wieder aus der Versenkung hervorholen lässt, und die Mode von Christobal Balenciaga ist auch nicht das Milieu des Designers, der im Jahr 1997 das Ruder übernimmt. Was sich überlappt, sind die Hingabe zur hohen Schneidekunst und zu formverändernden Silhouetten. Beides zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk des Modehauses Balenciaga und so gesehen sind kastige Jacken und Chunky-Sneakers eine zeitgenössische, moderne und wilde Interpretation jener avantgardistischer Silhouetten, die Balenciaga einst kreierte. Was hingegen neu ist, ist der Streetwear-Charakter, der mittlerweile bezeichnend ist für die Marke, und deshalb kombiniert man Straße munter mit feinster Haute Couture. Und das sogar in den Prêt-à-porter-Kollektionen, was wiederum die empfindlich hohen Preise erklärt.
Die hohe Schneidekunst macht sich selbstverständlich nicht wirklich bemerkbar bei einem simplen T-Shirt, das 700 Euro kostet. Doch bezahlst du nicht nur für das Teil an sich, sondern wie so oft im Leben und bei Luxusprodukten mitunter für den Namen und das Prestige der jeweiligen Marke. Balenciaga ist zu einem Must-have auf der Straße mutiert, was nicht zuletzt am Coolness-Faktor liegt. Nicolas Ghesquière hat das neue Image kreiert, Alexander Wang hat es verfeinert, wenn auch bloß für eine kurze Dauer, und Demna Gvasalia treibt es jetzt auf die Spitze, nicht zuletzt mit provokanten Werbungen und umstrittenen Moves.
Die Kreationen von Gvasalia blicken über den Tellerrand hinaus und er ist offensichtlich einer, der Dinge anders wahrnimmt, sieht und interpretiert als die breite Masse. Er regt mit seinen Kreationen zum Denken an, ob die berühmte, blaue Tasche aus dem Jahr 2017, die eine simple Einkaufstasche von IKEA imitiert und die stolze 2000 Euro kostet, oder die Müllbeutel aus Leder für einen ähnlichen Preis aus dem Jahr 2022, die auf Obdachlosigkeit und Armut hindeuten. Daraufhin fragen sich fantasielose und einfältige Leute, was das soll, und ob Fashion tatsächlich derartig real, hart und ungeschönt sein muss. Die Antwort ist ja, manchmal muss sie, und das ist der Grund, weswegen manche reflektierte Menschen Balenciaga nach wie vor gut finden. Die Mode bildet unter anderem die Realität ab, und das teilweise frei von jeglichem Glamour.
Bist du getrieben und stets auf der Suche nach dem Unkonventionellen in der Mode, hast du in Gvasalia einen Seelenverwandten gefunden, der euren Wunsch eine textile Form verleiht. Solche Teile sind das, was die coolen Kids heute wollen, möchten sie sich von der Masse abheben. Es ist provokant, edgy und eigen, und das charakterisiert den Spirit des heutigen Modehauses Balenciaga perfekt. Fashion ist nicht immer bequem und komfortabel, sondern kann unangenehm, direkt und kompromisslos sein. Hart sozusagen und ob es dir persönlich zu gewagt ist oder nicht, ist Ansichtssache. Nichtsdestotrotz bringt es uns eher voran als stur bei dem zu bleiben, was wir gewöhnt sind.
🔶 KRIEGSLAUFSTEG
Unter der Fuchtel von Ghesquière und Wang geht alles gesittet zu und die Mode und der Kurswechsel des Labels stehen im Vordergrund. Alles ändert sich auf einen Schlag, als Gvasalia zum Kreativdirektor wird, und wahrhaftig ist er es, der hinter den Skandalen der jüngsten Zeit steckt. Die IKEA-Taschen und Müllbeutel aus Leder wurden ja bereits erwähnt in der vorangegangenen Rubrik, doch ebenso der 360°-Winter-Runway 2022 sorgt für Furore, und dass obgleich sich mit einigen Ausnahmen wie Emporio Armani bislang niemand in der Modewelt offiziell zum Ukraine-Russlandkrieg geäußert hat.
Gvasalia tut es. Models stapfen durch einen künstlich erzeugten Schneesturm mit Müllbeuteln aus Plastik in der Hand. Ein bedrohliches, dystopisches Szenario, das an die Vertriebenen der Ukraine erinnert und das jede Art von Krieg versinnbildlicht. Kritiker loben ihn aufgrund des Mutes, die Branche zeigt sich betroffen und einige Plattformen sagen, dass dies alles insbesondere legitimiert worden sei aufgrund Gvasalias eigener Geschichte. Mit 12 Jahren vor dem Bürgerkrieg in Georgien geflüchtet, landet der Designer vorerst in Deutschland, von wo aus es weitergeht nach Paris, wo eine aufstrebende Karriere folgt. Zuerst als Gründer des Labels Vetements und danach als Kreativdirektor für das Modehaus Balenciaga.
Gvasalia ist provokant und testet offensichtlich Grenzen aus. Er scheint sich wohlzufühlen in der Position als Unruhestifter und nutzt Mode, um seine Ansichten zu verbreiten. Die Mülltüten und der Kriegsschauplatz auf dem Runway, all das regt Menschen zum Reflektieren an, nicht wahr? Das scheint also seine Intention zu sein und er zeigt mit dem Finger deutlich auf Missstände. Verständlicherweise steht das im Widerspruch zum allgemeinen Image der Luxusmarke Balenciaga und deren Preise, doch im Grunde hat der Designer unter der Schirmherrschaft des Modehauses eine enorm große Reichweite und unerschöpfliche Mittel zur Verfügung. Obwohl er sich genauso gut bedeckt halten könnte, prescht er vorwärts und zeigt stur auf, dass Mode mehr sein kann als ausschließlich Textilien und Möglichkeiten, um sich zu schmücken und zu inszenieren. Selbst sollte er dadurch ins Kreuzfeuer geraten und sich schaden.
Mit dem 360°-Runway hat er etwas initiiert und zahlreiche Marken folgen auf den Fuß und stellen den Handel mit Russland gänzlich ein. Diese Provokation ist ein voller Erfolg, während die nächste im Jahr 2023 kläglich scheitert, wie du gleich im nächsten Absatz feststellen darfst.
🔶 BDSM UND KIDS
Gvasalia behauptet vorerst, dass die Kids auf den Werbebildern der Gift-Shop-Kampagne 2022/ 2023 rund um vergangenes Weihnachten gekleidet seien wie Punks und doch haben wir alle genügend "50 Shades of Grey" ertragen müssen, um zu wissen, dass es sich dabei eindeutig um BDSM-Elemente handelt. Charakteristische Elemente wie Lederriemen oder Nieten sieht man mittlerweile häufiger in der Mode und selbst auf der Straße, wobei hier konkret Gürtel, Mützen und diverse Brustgeschirre gemeint sind, die zum Beispiel über einem hautengen Longsleeve getragen werden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Im Gegenteil und der Trend hat etwas Urbanes und Cooles an sich und kann fernab vom Sex-Image inszeniert werden. Gvasalia hat Recht, ebenso in der Punk-Kultur kommen BDSM-Elemente zum Einsatz, und nichtsdestotrotz sprechen die Bilder eine eindeutige Sprache und Menschen assoziieren Sex damit aufgrund der Anrüchigkeit. BDSM und Kids? Das geht schlichtweg nicht, egal wie progressiv das Modehaus ist.
Die BDSM-Elemente allein sind nicht das, was den Leuten sauer aufstößt, weil das quasi ohnehin bereits ein alter Hut ist und längst gesehen. Unter anderem bei Balenciaga auf diversen Schauen. Das Problem bei der Gift-Shop-Kampagne ist, dass die Provokation diesmal in Zusammenarbeit mit Kleinkindern geschieht. Genau genommen handelt es sich dabei um zwei verschiedene, skandalöse Kampagnen aus dieser Wintersaison, die zusammenkommen. Die eine präsentiert uns Kids, die mit allerhand Bondage-Teddybären und BDSM-Ausstattung dekoriert werden und die andere passiert im Zuge einer Zusammenarbeit mit adidas, die Testimonials wie Bella Hadid, Nicole Kidman und die französische Schauspielern Isabelle Huppert verpflichtet.
Ein Werbebild mit Huppert zeigt einen Ausschnitt des Urteils gegen Williams aus den 2000er Jahren. Ein Dokument vom obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, das Förderung, Präsentation, Verbreitung und Werbung von Kinderpornografie unter Strafe stellt. Vorwurf? Balenciaga würde mit beiden kontroversen Werbebildern die Sexualisierung von Kindern befeuern, und der Einwand ist berechtigt, da einige Pics eben nicht subtil und darauf tatsächlich Kinder zu sehen sind. Das Bild mit dem Dokument kann durchaus als Gesellschaftskritik und als Statement gegen Kinderpornographie verstanden werden und denkt man ein wenig darüber nach, ist es nichts anderes als das, was Gvasalia mit den IKEA-Bags und dem Kriegslaufsteg veranstaltet hat. Vergessen wurde allerdings offensichtlich, dass manche Grenzen lieber nicht überschritten werden.
Auf dem einen Bild darauf zu verweisen, das Förderung, Präsentation, Verbreitung und Werbung von Kinderpornografie unter Strafe steht, und auf dem anderen Kids mit BDSM-Elementen zu präsentieren, ist unbestreitbar Schocker. So oder so. Persönlich kann ich mir denken, woraufhin Gvasalia hinauswollte, und Balenciaga verpflichtet sich bezüglich des Werbebildes mit dem Dokument dazu, der Sache auf den Grund zu gehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Man delegiert also die Schuld und vorerst ist noch nicht entschieden, wer mit dem Kopf dafür herhalten muss.
Gvasalia hat den Bogen extrem überspannt und wohl nicht damit gerecht, dass ein derartiger Shitstorm über das Modehaus Balenciaga hereinbrechen würde. Wie du das siehst, ist dir überlassen, und mir als Texterin ist es wichtig, Fakten aufzuzeigen und darauf hinzuweisen, dass die Welt nicht schwarzweiß ist. Wurde der Designer in der Vergangenheit für seine Provokationen hoch gelobt, ist der Fall jetzt umso tiefer, geht er zu weit. Bezüglich der BDSM-Elemente kann man es so sehen, dass es Sexualisierung ist und total unangebracht. Andererseits bekam das Thema Kinderpornographie enorme Aufmerksamkeit, es war in aller Munde und einmal mehr wurde ersichtlich, was schiefläuft. Nicht alle Wege führen anscheinend nach Rom und manche enden in Sackgassen.
Konsequenz ist eine noch andauernde Klage von Seitens Balenciagas am Supreme Court in New York mit einer Forderung in Höhe von 25 Millionen Dollar. Gerichtet an die Produktionsfirma North Six Inc und den Set-Designer Nicholas Des Jardins, der Balenciaga zur Folge verantwortlich ist für die Platzierung des Dokuments auf dem Werbebild mit Huppert. Was die BDSM-Elemente betrifft, lädt man die Schuld auf sich, wenngleich bislang alle ungeschoren davongekommen sind, während man bezüglich des Dokuments wiederum auf andere zeigt, die für das Set zuständig gewesen wären.