Es ist wieder soweit! "Germany's Next Topmodel" läuft jeden Donnerstag um 20.15 Uhr auf Pro7, wie bereits in den vorherigen Jahren und nun mit dem Credo der Diversität. Ist es genügend Diversität oder nicht? Ist es authentisch genug? Wie sind die Erfolgschancen in der Modewelt für ältere Frauen, curvy Girls, verschiedene Hautfarben oder Transgender-Models heute? Ist die Show real oder fake für Einschaltquoten und findet dieser Wandel gegenwärtig wirklich statt? All das versuche ich dir zu beantworten und ich mache mich auf zu einer für mich interessanten und informativen Suche, da ich persönlich Fan seit der ersten Staffel bin und daher Zeugin dessen, wie sich die Show seit 2006 gewandelt hat, als sie das erste Mal über unsere Bildschirme flackerte. Die brennendste Frage, die sich mir stellt, ist ob "GNTM" Vorreiter ist oder lediglich auf der Erfolgswelle mitschwimmt und ein Stück des Kuchens für sich beanspruchen will. Ich versuche dir außerdem zu vermitteln, warum ich mir als asiatisch-europäische, androgyne Frau mit Modelmaßen nie sicher war, ob mich das Format tatsächlich repräsentiert und ob ich dort jemals trotz meiner Diversität eine Chance gehabt hätte.
Modetrends Aktuell "Germany's Next Topmodel" und Diversity
⚪ DIVERSITÄT UND ICH:
Mein Vater ist Taiwanese, demnach chinesisches Erbe und meine Mutter ist französisch-tschechisch mit Gypsy Roots. Schon als Baby hatte ich eine Löwenmähne und dazu 3 verschiedene Haarfarben wie eine Straßenkatze. Mein Dad ist 1,78 Meter groß, recht stattlich für einen Asiaten und meine Mom hingegen bloß 1,56 Meter. Mein Bruder misst 1,79 Meter, während ich, die Jüngste von allen, die 1,80 Meter erreiche. Darüber hinaus bin ich spindeldürr, richtig knochig sogar ohne die Chance, je auch nur ein wenig zuzunehmen. Ich habe Mandelaugen, leicht gelbliche Haut, hohe Wangenknochen, fette Lippen, buschige Brauen, diese grandiosen Haare, die einfach überall sind und mit meinen Vorzügen ist es mir dementsprechend vertraut, einen Raum zu betreten und angestarrt zu werden. Ich bin eine imposante Erscheinung, ein "Main Character", wie die Kandidatin Sophie in der gegenwärtigen Staffel über sich selbst sagt und doch bin ich niemand, der dieses Rampenlicht genießt. Im Gegenteil. Ich weiche eher aus und gehe auf der Nebenstraße anstatt auf der Hauptstraße in der City. Ich schlendere keinesfalls an der Gruppe Bauarbeiter oder cooler Jungs vorbei und jedes Mal, wenn jemand zu mir sagt, dass ich schön sei, höre ich eine kleine Stimme im Inneren, die dagegen ankämpft. Ich mache mich rar gewöhnlicherweise und zeige mich ebenso wenig im Netz auf Social Media-Plattformen. Viele Leute sind interessiert, wenn jemand geheimnisvoll und mystisch ist und sie es nicht zuordnen können, was meine Erscheinung wohl am besten charakterisiert. Es ist die Mischung der vielen Kulturen und Rassen, die automatisch Aufmerksamkeit auf sich zieht, obendrein meine Größe, und das hat mir bereits früh gezeigt, dass ich irgendwie anders aussehe als die breite Masse. Die Mehrheit mag meine rassigen Vibes, während sie ein kleiner Teil vehement ablehnt und mit den 30 Jahren, die ich heute alt bin, kann ich dir versichern, dass man an unzähligen Orten der Welt nach wie vor extrem weit entfernt ist von Diversity. Aufgrund dessen ist es gut, dass Shows wie "GNTM" zur Verbreitung der Idee beitragen, dass es nicht nur weiß und cis gibt, sondern dass unsere große Erde verschiedenartige Menschen beherbergt, die bestimmt nicht minder schön sind. Also selbst falls die Show Diversität garantiert nicht erschaffen hat, kannst du ihr zugute halten, dass sie sie voranbringt. Hoffentlich in einem ähnlichen Ausmaß, wie es RuPaul mit "RuPauls Drag Race" für die LGBTQI+ Bewegung gemacht hat. Niemand ist mehr erstaunt über eine Drag Queen in unseren Breitengraden, Mama Ru und Olivia Jones sei Dank und gleichermaßen selbstverständlich sollten diverse Menschen in der Werbung und in den Medien angenommen werden. Im Artikel 👉 "Wie RuPaul's Drag Race die Mode erobert" hier bei uns auf Lagerverkaufsmode.de findest du nebenbei bemerkt eine modische Kritik zur bunten und queeren Show und wie man weiß, hatte Heidi Klum vor einiger Zeit mit "Queen of Drags" eine vergleichbare Idee, die allerdings im deutschen TV gefloppt ist. "Germany's Next Topmodel" ist im Vergleich damit ein erfolgreiches Format und ein Dauerbrenner, ergo hat es mehr Reichweite und wir dürfen gespannt sein, wie sich die Diversität in dieser Staffel entwickelt und wie erfolgreich einige der diversen Kandidatinnen sein werden.
Als Kind fühlte ich, dass meine Schönheit außergewöhnlicher Natur war. Das weiß man irgendwie im Laufe der Zeit und findet es heraus. Ständig sind Leute auf meine Mutter zugekommen, die ihr bestätigten, was für hübsche Kinder sie nicht hätte, insbesondere das Mädchen, also ich. Der Fotograf in der Schule hat mich in die Mitte gestellt und fortwährend nur auf mich geschaut. Mädchen wollten meine üppigen Haare anfassen und sie so tragen wie ich und die Jungs wollten alle mit mir befreundet sein. Der Onkel im Schulhort darf nicht fehlen, der mir im Alter von 9 Jahren gesagt hat, dass sich sexy sei, während seine Hand auf meinem Knie lag. Daraufhin folgten unzähligen Male in meinem Leben, wo ich bedrängt und belästigt wurde, wobei gelegentliches Betatschen von Fremden und offensive Annäherungsversuche schon beinahe eine Lappalie darstellen, und das seit meiner Kindheit fast tagtäglich geschieht. Ich habe unzählige dieser Erlebnisse, egal ob negativ oder positiv, die mir die Schönheit bereits in jungen Jahren assistierten, und das obwohl mein Aussehen in den 90ern keinesfalls konventionell war. Ich musste es selbst entdecken, da ich Leute wie meinen Bruder und mich weder aus den Medien noch aus dem Umfeld kannte und dennoch führte es mich über Umwege zum Erfolg. Ich konnte 1 + 1 zusammenzählen und wusste, dass Schönheit der Grund war, weshalb ich ständig derartig beäugt wurde und so viel Aufmerksamkeit bekam. Und als ich schließlich gestärkt und stolz in die Schule gekommen bin, wurde mir schnell bewusst, dass nicht alle meine Diversität zu schätzen wissen, und dass nun Jahre folgen würden, in denen ich das eine oder andere Mal zerrissen war.
Braune Suppe, Reisfresser, Fidschi, Bambusneger und noch viel Schlimmeres wurden mein Bruder und ich plötzlich in der Schule genannt. Später sind Beleidigungen wie Lesbe oder Transe hinzugekommen, weil ich eine Zeit lang nonbinäre Züge aufwies und nicht richtig wusste, wo ich mich zugehörig fühle, was mit der Herkunft und dem unbekannten, androgynen Aussehen vermutlich eine regelrechte Diversitätsbombe ergab. In meiner Kindheit war es in Österreich in einer mittelgroßen Stadt noch nicht derartig verbreitet, dass es gemischte Kulturen gibt. Einwanderer waren selten. Queer zu sein war verpönt und fast ein Verbrechen. Rosa war ausschließlich für Mädchen gedacht. Blau lediglich für Jungs und wie sollte es anders sein, als gedemütigt zu werden, kommt man als farbiges, nonbinäres Kind in eine Schule mit halbstarken Nazis. Denn Bomberjacken, Springerstiefel und Glatzen waren der Trend unter den Weißen auf meiner Schule, als ich Teenager war, somit exakt das Gegenteil vom Diversity-Trend heutzutage. Als ich dann älter wurde, wurde mein Kleidungsstil expressiver und verrückter, weltenbummlerisch mit Dreads und Boho-Klamotten oder eine Weile lang gar punkig. Das gab noch mehr Ärger in der Schule und auf einmal war mein Weltbild erschüttert und mir war nicht mehr klar, ob ich tatsächlich schön sei, wenngleich ich es ja eigentlich seit jeher gewesen bin und es wusste. Gleichzeitig wollte ich mich aber nicht schlagen, unterbuttern und abwerten lassen. Ich wollte Stärke zeigen, ich glaubte unterbewusst weiter an mich und je mehr ich gedisst wurde, desto weniger kümmerte es mich zum Glück über die Jahre, was andere über mich sagen. Jedoch wurde mein Selbstbild zu dieser Zeit zerrissen, zu viel Hate macht das mir dir und immer noch konnte mir niemand meine Schönheit bestätigen, da Leute wie ich in den 90ern kaum repräsentiert waren. Ich brauchte die Bestätigung von außen als dummer Teenie in meiner misslichen Lage unbedingt und die Welt ohne Internet war vielfach kleiner. Im TV und in den Print-Medien waren gegebenenfalls mal Menschen, die teilweise die selben Vorzüge hatten wie ich, sei es ein nettes Gesicht, tolle Haare oder eine große und schlanke Figur. Nichtsdestotrotz konnte ich mich damit nicht gänzlich identifizieren, weil sie alle einem bestimmten Typ entsprachen, der am Ende doch nicht ich war. Was mir meine Kindheit mit den Nazis und die Medien folgendermaßen vermittelt haben ist, dass mein Rassenmix und meine sexuelle Unentschlossenheit als Makel gereichen und es falsch ist. Dass sie mich früher vergast hätten war eine der extremsten Beleidigungen. Das habe ich häufiger in meinem Leben gehört und irgendwann war es ein Hin und Her der Extreme in meinem Kopf, das mich im Wechselspiel selbstsicher und unsicher werden ließ. Einerseits liebte ich mich im Spiegel, andererseits kamen Selbstzweifel auf und die Frage, ob ich es überhaupt vermochte, schön zu sein, und das Recht dazu hatte.
Bi- oder Multiracial zu sein war damals schlichtweg komisch. In meinem Umfeld kannte man es nicht, man wollte es nicht und dementsprechend wollte man mich nicht. Erst später habe ich erkannt, dass all die Hater dumme Ignoranten sind, die es zu bekämpfen gilt. Der Hauptunterschied zu den jungen Mädchen bei "Germany's Next Topmodel" und mir ist also, dass sie im Vornherein das Gefühl vermittelt bekommen, dass Diversität zelebriert werden muss. Das ist auch der Grund, weshalb diese Girls nach vorne gehen und sich zeigen wollen. Sie hören die gleiche Stimme, die ich einst als Kind vernahm und die ihnen ihre Schönheit bestätigt. Allerdings ohne nerviges Entgegenwirken und Menschen, die es ihnen ausreden und mit denen ich meiner Jugend zu tun hatte. Wenn dir 5 Personen sagen, dass du schön seist, dir wiederum 3 jedoch an den Kopf schmeißen, dass du hässlich bist aufgrund deiner Haut, deiner Sexualität, deines Körpers, deiner Religion oder sonstigem Blödsinn, wird bei den meisten von uns nach endlosen Wiederholungen ordentlich Zweifel gesät, ungeachtet dessen wie stark eine Person ist. Wer weiß? Wäre das in meiner Kindheit anders gelaufen, würde ich heute eventuell nicht mehr zusammenzucken und mich unwohl fühlen, wenn mich jemand als schön betitelt. Ich hätte vielleicht selbst daran gedacht, Model zu sein und die Welt zu sehen und ich hätte mir die schlechten Tage ersparen können, an denen ich vor dem Spiegel stand und mich fragte, warum ich so seltsam bin. Diversität hat viele Gesichter, und das Beste daran ist, dass es sich nicht festmachen lässt. "GNTM" trägt einen Löwenanteil dazu bei, dass es besser wird, weil es am Ende nicht zählt, wer es erfindet. Es zählt einzig, wer sich daran beteiligt, es teilt und in die Welt hinausträgt. Denn letztendlich ist es egal, wer was genau macht und wem der Fame gebührt und die Hauptsache ist, dass die Kids nicht länger angefeindet werden am Schulhof, nur weil sie nicht einem gängigen Bild entsprechen. Das Ziel ist sozusagen das Ziel und nicht der Weg, wobei wir uns bereits in einem irreversiblen Wandel befinden und ich erkenne, dass wir in eine großartige Richtung damit unterwegs sind. Noch längst nicht da und trotzdem viel weiter als damals, als ich ein Kind war und meine Diversität als etwas Ambivalentes wahrnahm, das es zu kaschieren gilt. Nicht umsonst gibt es Hautaufheller, die im asiatischen Raum äußerst gefragt sind. Aggressive Haarglättungsmittel, um den Afro im Zaum zu halten und so weiter. All das dient lediglich dazu, um sich an die Welt anzugleichen und sein wahres Ich anzupassen an lineare und eingeschränkte Schönheitsideale. Diversität bedeutet folgend nichts anderes, als dass neue Maßstäbe für Schönheit gesetzt werden, und das immer wieder aufs Neue.
⚪ WIE "GNTM" UND DIVERSITÄT EINHERGEHEN:
Im Großen und Ganzen findet die Community fabelhaft, was Heidi Klum in den letzten Jahren mit den Mädchen anstellt. Jede Staffel ein bisschen offener, zugänglicher und stets einer farbenfrohen Zukunft entgegen. Titelblätter mit Überschriften wie "Transgender-Mädchen nur für die Quote?" jagen mir dennoch einen Schauer über den Rücken. Sie sind auf Schlagzeilen und Aufmerksamkeit aus und bemerken nicht, dass sie diverse Menschen auf ihrem Weg am Weitergehen hindern, indem sich kontinuierlich anzweifeln, dass Diversität und Erfolg miteinander einhergehen können. Sicher, niemand möchte eine Quote sein, schon gar keine Diversitätsquote, weil das ein Widerspruch an sich ist und es ist des Weiteren verständlicherweise anzunehmen, dass sich Pro7 über Einschaltquoten freut, die mithilfe von außergewöhnlichen Charakteren erzielt werden. Wobei ich nicht denke, dass ein Format wie "GNTM" es nötigt hat, diverse Leute gezielt zu rekrutieren. Und selbst wenn, was soll's? Das eine schließt das andere ja nicht aus und ich glaube, dass alles nun einfach zusammenspielt. Die Welt ist reif. Heidi ist reif und Pro7 ist froh darüber, dass die Leute gebannt dabei zusehen. Was mich außerdem an derartigen Schlagzeilen stört ist, dass es beleidigend ist für Kandidatinnen wie Alex Mariah Peter, die Staffel 16 als erstes Transgender-Model gewonnen hat. Es stellt mehr oder weniger in Frage, ob der Gewinn gerechtfertigt ist. Persönlich hätte ich mir zwar gewünscht, dass Suoline gewinnt, aber den Titel hat Alex einwandfrei verdient, ist sie doch so unvergleichlich schön, beinahe überirdisch, charismatisch, stylish, einzigartig und erfüllt auch sonst sämtliche Kriterien, die ein Topmodel erfüllen muss. Ihr Erfolg gibt ihr längst Recht und die Schlagzeilen verhallen im Nichts.
Sieht man die Show heute, weiß man, wie sehr sich Heidi Klum über die Jahre verändert hat. Es erscheint mir authentisch, dass sie sich um die Models und ihre Karrieren sorgt und sowieso glaube ich ihr, dass sie mit stolzen 48 Jahren genügend gesehen hat, um nicht derartig kleingeistig zu sein und die Schönheit ausschließlich mit Schönheitsidealen zu assoziieren. Sie selbst entsprach am Anfang ihrer Karriere vielleicht dem Bild der hübschen, unschuldigen, netten Deutschen von Nebenan, was sie heute aber längst nicht mehr ist. Sie ist Businesslady mit Humor und Herz und dazu rattenscharf, abgesehen davon, dass einen solch jungen, stattlichen Gentleman zu ehelichen, einen auch irgendwie divers macht. Ihre Persönlichkeit über die letzten 20 Jahre derartig zu faken, erscheint mir abwegig und deshalb ja, ist es für mich nachvollziehbar, dass sie Diversität vorantreiben möchte, und dass es ihr viel mehr Spaß macht, mit all diesen abgefahrenen und crazy Kandidatinnen abzuhängen, die einzigartige Erfahrungen haben anstatt mit verwöhnten, 17-jährigen Teenies und ihren ewig gleichen Boyfriend-Stories. Warum macht sie sonst eine Dragshow, abgekupfert von "RuPaul's Drag Race" hin oder her, wenn nicht, um die Welt bunter zu machen? Sie tut das bestimmt nicht, um auf einer Erfolgswelle zu reiten, zumindest nicht ausschließlich und sind wir ehrlich, gibt es eine Alternative dazu? Es gibt keine. Sie ist derzeit die Einzige, die die Regenbogen- und Diversitätsfahne in diesem Ausmaß im deutschsprachigen TV schwingt, die über große Reichweite verfügt und man muss nicht zwangsläufig eine Dragqueen oder ein 70-jähriges Model sein, um nachfühlen zu können, wie das ist. Es reicht schon eine populäre, tolerante, mitfühlende Fürsprecherin, die ihren Ruhm nutzt, damit diverse Menschen ihre Chance kriegen. Ihre Art, ihr Style, ihre Offenheit. All das vermittelt eine klare Botschaft, die authentisch und real ist. Als diverser Mensch fühle ich mich definitiv mehr von einer Heidi Klum unterstützt in den letzten Jahren als beispielsweise von der Politik oder der Kirche, und das ist der springende Punkt. Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul und ich bin ihr dankbar für all das coole Zeug, das sie macht.
⚪ DIVERSITY UND GEGENWIND:
Die größte Kritik am neuen Konzept kommt derzeit von Peyman Amin. Ein ehemaliger Juror, der seinerzeit ohne seine Zustimmung vom Format entfernt wurde und der das Heidi Klum seit jeher Übel nimmt, zumindest wirkt das so auf mich. Immer wieder mal taucht er auf und sagt etwas Negatives über die Show, was mir diese "verschmähter Mann"-Vibes gibt. Das kennen ja wahrscheinlich viele Frauen. Und zwar wenn man das Ego eines stolzen Mannes beleidigt, zeigen sich diese häufig super nachtragend und es kann arschig werden. Bei mir als Fan drängt sich jedoch die Frage auf, was ich lieber sehen würde. Ist es Peyman Amin, und das ganze 17 Staffeln lang? Oder nicht doch lieber jedes Mal eine andere Jury, bestehend aus hochkarätigen Stars, Designern und Co.? Also gute Entscheidung, Heidi! Die diversen JurorInnen in der Show machen einen tollen, unterhaltenden Job. Sie sind MeisterInnen ihres Handwerks und es war richtig, ihn über kurz oder lang mit Leuten zu ersetzen, die alles Mögliche sind, ob der Rauswurf von Peyman nun nett oder weniger nett war, das weiß man ja schließlich nicht. Im Grunde hat Heidi mit der diversen Jury begonnen, und das bereits Jahre bevor sie sich für diversere Kandidatinnen entschied. Geistlos fragt die Interviewerin in dem Video weiter unten, warum Peyman ersetzt wurde, aber ist es nicht so, dass wir seit Jahren wechselnden JurorInnen haben und niemand ewiglich bleibt? Wenn ein gutmütiger und netter Thomas Hayo ersetzt wird, ist es naheliegend, dass Heidi nach ein paar Staffeln genug hat von einem missgünstigen Peyman, der garantiert nicht ansatzweise derartig viele Sympathisanten hat wie Hayo. Somit ist es für mich eine komische Frage im Video und Peyman ist höchstwahrscheinlich der Einzige, der sich nicht erklären kann, weshalb ein heterosexueller Mann kein dauerhafter Bestandteil eines diversen Juroren-Casts sein darf, der weibliche, diverse Models bewertet. Ich meine, sein Facebook-Hintergrund ist irgendeine Aufreißerkarre, und das sagt eigentlich eh schon alles. Nun gut, Peyman Amin behauptet jetzt auf einmal, dass die diversen Models in der 17. Staffel nicht das Zeug hätten und nicht die internationalen Kriterien erfüllen, die zum Beispiel die Topagenturen diktieren. Für curvy Models gilt etwa die Vorgabe der Sanduhrfigur. Für Runways gibt es eine Mindestgröße. Diese Kriterien halt. Er spricht sich für mehr Diversität aus, betont allerdings im selben Atemzug, dass er das Konzept bei "GNTM" kritisiere, und dass die Diversität erzwungen scheint. Er unterstellt der Show, dass sie wahllos links und rechts alle mit aufnehmen würde, die irgendwie ein bisschen anders sind. Ein Schlag ins Gesicht und dem entgegen steht Heidi's Statement aus der ersten Folge, das für mich die Anschuldigen von Peyman zu entkräften vermag.
Alle reden davon, dass sie mehr Diversity möchten. Aber ich, ich bring's an den Start!
Da muss Peyman ein wenig besser zuhören. Was so positiv aus Heidi's Mund klingt, sagt ebenso aus, dass wir noch nicht an dem Punkt sind. Ich höre deutlich, dass alle zwar von Diversity reden, sie dann aber doch nicht so richtig wollen, was später in der Folge sogar noch ähnlich von ihr gesagt wird. Das Ziel dieser Staffel ist also weniger, dass Heidi diverse Models an den Start bringt, die sofort international durchstarten und die alle klassischen Kriterien für große Karrieren auf üblichem Weg erfüllen, die es mittlerweile unter anderem für diverse Models zuhauf gibt. Viel mehr reicht es Heidi ein für allemal, ist mein Eindruck. Sie will die Welt auf den Kopf stellen. Ein Umdenken erreichen und den Modelagenturen und Kunden die Diversität aufs Auge drücken, ob sie wollen oder nicht. Also, Peyman! Es geht seit einigen Staffel nicht mehr darum, dass "Germany's Next Topmodel" eine Modelfabrik mit makellosen, allen Vorgaben erfüllenden Mannequins ist, die die sich ausschließlich an internationalen Standards orientieren. Ziel ist es, dass die Kriterien für Schönheit verändert werden und so auch eines Tages jene in den erfolgreichen Modelagenturen. Wandel wird bloß gelingen, wenn wir nicht stagnieren und in der Position verharren, in der wir sind. Siehst du curvy Models, die von der typischen Sanduhrsilhouette abweichen und die zum Beispiel eine undefinierte Taille haben in den nächsten 3 Jahren immer wieder mal bei "GNTM" und dazu häufiger in den Medien, wird jeder über kurz oder lang gezwungen zu sein, von den gegenwärtigen Standards abzuweichen und diese zu erweitern. Denn so läuft das eben mit Trends und ihrer Etablierung und wer rastet, der rostet. Nur weil die Kandidatinnen in dieser Staffel nicht haargenau allen Kriterien entsprechen, um Berechnungen zufolge eine erfolgreiche, internationale Karriere anzustreben, heißt das nicht, dass sie es nicht in 2 Jahren hätten, falls wir uns weiterentwickeln. Hinzu kommt die Persönlichkeit, die immer wichtiger wird, die über "Makel" hinwegsehen lässt und es existieren vielfältige Wege, um als Model erfolgreich zu sein, und das bedeutet nicht ausschließlich für Gucci oder Balenciaga am Runway zu laufen. Vom Dschungelcamp über High Fashion-Modelling bis hin zum Star auf Instagram ist alles dabei und der Begriff "Topmodel" ist breiter gefächert als das, was wir in den 90ern oder selbst in den Anfängen der Show darunter verstanden haben. "Topmodel by Heidi Klum" hat längst eigene Begrifflichkeiten und Dynamiken entwickelt. Vorbildrolle, Einschaltquoten, Entertainment, Mode, Erfolg und vieles mehr spielen zentrale Rollen und all das wirkt mit ein auf die Show.
Alles in allem ist die Kritik von Peyman demnach ungerechtfertigt, blasiert, wirkt unprofessionell und er lässt diverse Menschen einen Schritt zurückgehen, was wohl zurückzuführen ist auf eine eingeschränkte Weltansicht oder Beef mit Heidi. Aber bitte nicht auf meine Kosten und jeder, der sich diversen Menschen in der Gegenwart weiterhin entgegenstellt, ist meiner Ansicht nach Ballast der antiquierten Modewelt. Diese Models in der neuen Staffel alle dermaßen einzuschätzen, entspricht nicht der Wahrheit und ich bin mir sicher, dass einige davon die Kriterien erfüllen, um durchaus international erfolgreich zu sein, wobei wir das gewöhnlicherweise in den folgenden Jahren sehen werden. Mit dem, was Heidi heute tut, ist es jedenfalls vielfach wahrscheinlicher, dass wir in 10 Jahren weniger Druck haben von Seiten der Mode- und Schönheitsindustrie als mit dem, was dieser Peyman zum Besten gibt. Ich verstehe, was gemeint ist und teilweise wird er wissen, von was er redet. Jedoch zu schwarz-weiß ist es dennoch. Es stellt sich dem Fortschritt entgegen, ist beleidigend für die Kandidatinnen und überdies wirkt es trollig auf mich, kennt man die Vorgeschichte.
Mit einem haben beide Recht, Heidi und Peyman. Es gibt Hürden in der Mode, die nicht einfach so genommen werden können und der Grund, weswegen es so lange nichts anderes gab als 90-60-90, blond, weiß und blaue Augen, sind höchstwahrscheinlich Gewohnheit , Stereotypen, Festgefahrenhit, gesellschaftliche Normen und Konstrukte, Bequemlichkeit und Fokus auf Profit nicht zu vergessen. Speziell im High Fashion-Bereich, wo viel Haute Couture ist, die nicht ansatzweise so flexibel und belastbar ist wie Prêt-à-porter, aber unermesslich kostbarer, wir die Kleidung stets in den selben Konfektionsgrößen geschneidert. Gesucht ist also nicht eine Person, die das Kleid mit Leben und Persönlichkeit füllt, sondern eine, die hineinpasst. Die Modeschulen und ihr Lehrinhalt, die Ateliers, die Models und nicht zuletzt sogar die Schneiderpuppen sind auf diese Maße ausgelegt. Es gab in all den vergangenen Jahrzehnten nichts anderes und es kann folgend nur langsam und mühsam geändert werden. Dementsprechend ist es verständlich, dass es in der High Fashion-Welt noch eine Weile dauert und doch suche ich verzweifelt nach einer Erklärung, die Aufschluss darüber gibt, aus welchem Grund diverse Models lange Zeit übergangen und ausgeschlossen wurden in Bereichen, die nichts mit Konfektionsgröße zu tun haben. Es ist höchstwahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die breite Masse Schönheit und Perfektion heute endlich mit anderen Augen sieht und wir in einer Realität angekommen sind, wo es uns reicht, dass Imperfektion nicht auch schön sein darf. Obendrein haben sich die Maßstäbe geändert und galt es früher beispielsweise nicht als vorzeigbar, multikulturell oder queer zu sein, stört das heutzutage in vielen Gesellschaften nur noch Idioten. Diese Gedanken sind demnach gerade dabei, sich zu verabschieden aus unseren Köpfen und man sieht diverse Mannequins häufiger in Werbungen, Beauty-Kampagnen, Magazinen und anderen Bereichen, aus welchem Grund der Change für mich unaufhaltbar ist und es kein Zurück gibt.
⚪ DIVERSITÄT AUF DEM VORMARSCH:
Außerdem ist zu erwähnen, dass es sogar im High Fashion-Bereich einen kleinen Wandel gibt und es werden hier und da diverse Models gesichtet, die den Anforderungen der Haute Couture entsprechen und die selbst von den luxuriösesten Herstellern für ihren Schauen und ihren Kampagnen gebucht werden. Transgender-Model Valentia Sampaio bei Victoria Secret? Bahnbrechend! Winnie Harlow auf dem Cover der Vogue Arabia, Halima Aden auf dem Cover der Vogue UK und Pablo Vittar auf dem Cover der Vogue Brasil? Da hätten wir ein Model mit Vitiligo, eines mit Hijab und eine Dragqueen und ich finde das extrem fortschrittlich! Wir scheinen stetig auf der Suche zu sein nach neuen Gesichtern und Körpern, die uns flashen und begeistern. Manchmal möchten wir repräsentiert werden, manchmal das Unnahbare sehen, manchmal das Unbekannte und wie bei allem im Leben gilt es, das Gleichgewicht zu finden, obgleich sich das nicht nur auf das Modebusiness bezieht. Alle möglichen Bereiche sind betroffen und diverse Menschen dürfen nicht locker lassen und müssen vorwärts pushen. Nie war es easier, als diverse Person durchzustarten, auch wenn dies keineswegs bedeutet, dass es easy ist, und dass es das je sein wird. Weder bei "GNTM" noch in der restlichen Welt.
Unsere lieben "Topmodels" müssen sich ranhalten, denn es folgt reichlich Gegenwind aus sämtlichen Ecken. Überall kommen sie hervor gekrochen mit ihren Vorbehalten und die Kandidatinnen müssen beweisen, dass sie über dem stehen, was in der Fashion-Welt trotz aller Fortschritte immer noch als Defizit angesehen wird, ob nun Alter, Größe, Style, Behinderung oder Gewicht. Ich bin hin und weg und restlos begeistert. Von einer grandios gealterten Mom namens Martina, die aussieht wie eine Gazelle. Von einer Kashmira, deren Haut so weich anmutet wie Kaschmir. Von einer Liselotte, die emotional ist und die sich über ihre Chance im hohen Alter so sehr freut. Von einer Laura W., deren Kurven vielleicht nicht den Kriterien der Topagenturen für curvy Girls entsprechen und die dennoch ungemein sinnlich sind. Vanessa und Viola haben es mir außerdem angetan, beide wirken als seien sie von einem anderen Stern und Juliana verkörpert für mich Sonne, Brasilien, gute Laune und stahlharte Bauchmuskeln. Wir werden sehen, wer davon das Zeug hat. Wer die Jobs in der Staffel kriegt. Wer den Sieg einfährt und wer später in dieser Tätigkeit brilliert. Ich sehe viel Potenzial. Einiges davon entspricht internationalen Standards, einiges hingegen ist neu und muss sich noch durchsetzen und etablieren. So oder so ist Unterhaltung garantiert, dafür sorgt die gute Heidi und ich wünsche mir von Herzen, dass Neider leise sind dieses Jahr und die Fürsprecher dafür umso lauter.
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